E + F Neumann
Peru 4

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8.6.14 Von Cusco nach Machupicchu bis Puno am Titicaca See.

Heute gingen wir noch mal nach Cusco um Zug-Fahrkarten von Ollanta nach Aguas Calientes zu kaufen, auch mussten wir unsere Lebensmittelvorräte wieder auffüllen. Unsere letzte Besichtigung in Cusco war Saqsayhuaman, die mächtigsten und imposantesten Ruinen der Umgebung. Es ist eine Festungsanlage, 20000 - 40000 Menschen haben an ihr rund 70 Jahre gearbeitet. Die unterste Mauer ist 600 m lang, der größte Quader 6,2 x 5 x 4 m, ungefähr 42 to schwer. Die drei terrassenförmig übereinander gebauten Zickzack-Mauerwälle sind noch gut erhalten, trotz Spanier und Erdbeben. Die Anlage ist wirklich faszinierend. Hier findet am 24. Juni das Inti-Raymi, die Feier zur Sonnenwende als riesiges Spektakel statt.
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Weiter zum Pukapukara, eine kleine Bergfestung. Sie war ein Kontroll- und Lagerposten. Halbkreisartig bestand sie aus Terrassen mit Türmen, Behausungen und Treppen. Gleich daneben Tambomachay. Es könnte ein Landsitz des Inka Tupas gewesen sein oder eine Art Wasserheiligtum. Wasser fließt noch immer in Kanälen und in Becken.

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Dann noch Q`engo, dieser Kult- und Festplatz ist von einem stark zerklüfteten Felsen mit Spalten und Höhlen umrahmt.
Am Campingplatz zurück sahen unsere Nachbarn sich das WM-Fußball-Eröffnungsspiel an. Anschließend grillten und saßen wir zusammen, bis es uns gegen 21:00 Uhr zu kalt wurde.
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13.6.14 Wir verlassen die schöne Stadt Cusco, fahren vorbei an den schneebedeckten Cordillera Urúbamba, mit herrlichem Ausblick ins Urubambatal, danach nach Moray, wo zu Inkazeiten ein Landwirtschaftszentrum war. Zu sehen sind dort terrassierte, bis zu 150 m große und bis zu 30 m tiefe, kreisförmige Ackerbauanlagen, Bewässerungskanäle und Wassergräben. Die Anlage ist wie ein Gewächshaus mit Mikro-Klima. Je nach Terrassentiefe gibt es einen Temperaturunterschied von etwa 15 °C.
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Auf dem Bauernmarkt in Urubamba (2880 m üNN) haben wir für 5 Soles (ca. 1,70 €) einen riesen Teller mit Fleisch, Kartoffel, Reis, etwas Gemüse gegessen, inklusive einem Kräutertrank.
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Weiter ging es nach Ollanta, wo am Stadteingang noch das alte Inkator steht.
Der Stadtgrundriss ist seit der Inkazeit nahezu unverändert. Sie ist die einzige Inkastadt, die man heute noch besichtigen kann, die mit Steinen und nicht aus Adobe (Lehmziegel) erbaut wurde, ein Unikum.
Sehenswert sind außerdem auch die Kanäle in den Gassen. Ollanta gilt auch als ältester, ständig bewohnter Ort in Südamerika.
Die Festung Ollantaytambo war ein wichtiger Ort. Hier vereinte sich ein religiöses, militärisches und großflächiges Landwirtschaftszentrum (-Tambo ist Quechua und heißt "befestigter Stützpunkt").
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Wir gehen die Treppen hinauf, entlang an Terrassen, Trapeznischen, die früher mit goldenen Figuren bestückt waren, durch das Mondtor weiter zum "Thron des Inka", vorbei an einem Altarmonolith bis zur eindrucksvollen Fundamentmauer eines nie vollendeten Sonnentempels.
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Es sind 6 tonnenschwere, kunstvoll glattgeschliffene Megalithen aus rötlichem Granit mit Zwischenfugen zur Ausdehnungsmöglichkeit. Die Steinblöcke sind zwischen 1,3 m und 2,15 m breit und 0,7 - 2 m dick, wiegen bis zu 50 to.
Der Steinbruch hierfür ist auf der gegenüberliegenden Talseite über dem Urubambafluss. Beim Hinuntergehen sah man die Kanäle zur Bewässerung der Terrassen.
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Unten das "Bano de la Nusta" (Bad der Prinzessin), eine heilige Quelle aus der Präinkazeit, die dem Wassergott geweiht war. Das Wasser läuft noch heute über eine verzierte Steinplatte in ein Becken und weiter in die umliegenden Gärten. Im Wassertempel fällt die Sonne am 21.06. zwischen 06:00 und 07:00 Uhr genau in die Wasserrinne.

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Oberhalb der Stadt, auf der Bergseite gegenüber, sind die hausartigen Ruinen von Pinkuylluna zu sehen. Das waren "Kältekammern" oder Vorratsräume. Die offene Konstruktion ließ die kühlen Winde aus drei Tälern durchstreifen, so dass die Vorräte lange hielten. Darunter ein von der Natur geformtes Gesicht im Fels.Das Ganze ließen wir uns von einer Führerin erklären, wirklich interessant. Danach gingen wir zum Parkplatz zum Übernachten.

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14.6.14 04.00 Uhr aufstehen. 04:45 Uhr ging es zum Zug nach Aguas Calientes. Es war ein bequemer Zug mit Dachfenster, Fahrzeit 1,25 Std. mit Kaffee und Snack. Von dort mit dem Bus hoch zum Eingang von Machupicchu. Wir waren oben bei den Ersten. Der Erste Blick auf die Inkastadt, für uns ein erhebendes und ergreifendes Gefühl. Sie war kleiner als von den Bildern her empfunden, aber dennoch gewaltig und atemberaubend vom Aussichtspunkt oben. Die Berge ringsherum fast wolkenfrei.
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Mit Hilfe der Rundgangbeschreibung konnte man sich eine gute Vorstellung von der Funktion der Gebäude und der Stadt machen. Neben der architektonischen Meisterleistung, z. B. Steine ohne Bindemittel so zu setzen, dass alles fest saß. Dann die Steinringe, Steinbolzen und Steinzapfen für das Zugtor, Ringe für Seile bei Türen, die Zapfen für die Dachkonstruktion, die Neigung der Wände zur Stabilisation, erdbebensicher u.a.m.

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Außerdem waren auch astronomische Funktionen eingebaut, der Intiwatana, "Ort, an dem die Sonne angebunden wird". Das ist ein aus einem Felssockel herausragender Granitblock, aus dem ein Sporn herausragt. Es gibt einen Hinweis eines Inka-Chronisten, dass damit Sonnenlauf, Tageszeit, Sternbilder und Planetenbahnen bestimmt werden konnten, deshalb auch Sonnenobservatorium genannt.
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Inkaspezifisch waren auch die trapetzförmigen Fenster, Türen und Nischen. Letztere waren meist mit Gold- und Silberfiguren bestückt. Alles zu beschreiben würde den Rahmen hier sprengen. Bilder geben eher Zeugnis dieser besonderen Stätte. Zum Schluß gingen wir noch zur "Puente del Inka", eine Brücke am Steilhang, nur mit Bohlen belegt und steilen Steintreppen aufwärts, für uns unvorstellbar, sie zu überqueren.
Nach dieser Besichtigung waren wir ganz schön geschafft. Viele, viele Treppen in unterschiedlichster Höhe, oft auch recht steil.

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Zurück nach Aguas Calientes. Ein bisschen umsehen, dann begann es zu regnen, wir fanden ein tolles französisches Café mit leckerem Kuchen, Kaffee und schöner Aussicht. Bis zur Zugabfahrt noch im Artesania-Markt gebummelt. Auf der Rückfahrt um 17:30 Uhr gab es zur Unterhaltung neben Snack und Kaffee noch eine Modenschau. Müde gingen wir nach einem anstrengenden aber überwältigendem Tag ins Bett.
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15.6.14 Noch ein kurzer Stadtrundgang in Ollanta, dann zu den Salinas de Maras, terrassenartige verschiedene Becken mit Salz bzw. Wasser. Eine sehr interressante und sehr alte Salinenanlage.

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Weiter ging es nach Pisaq zum Sonntagsmarkt, bunt mit Obst, Gemüse, Artesanas (typische Handwerksarbeiten).
Die Therme bei Calca in 3400 m üNN war eher etwas für Einheimische und kalt obendrein, was uns nur zu einem kurzen Bad einlud, aber auf dem Parkplatz konnten wir ruhig übernachten.
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16.6. Es hatte am nächsten Morgen mal wieder Minusgrade. Für uns ging es weiter Richtung Puna, lange durch das Urubamba-Tal. Es ist das "Valle Sagrado" (heiliges Tal), weil es sehr fruchtbar ist und schon früher viel Landwirtschaft betrieben werden konnte. Außerhalb des Tales war alles wieder trocken.

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Die Raqchi-Ruinen auf 3500 m üNN zu Füssen des Quimsachata-Vulkanes besaßen einen ungewöhnlich großen Tempel, 100 x 25 m in rechtwinklig angelegter Siedlung mit Häusern und runden Lagersilos. Ursprünglich von 6 m hohen Mauern umgeben, über 12 m hohe innere Stützmauern des Tempels, 21 kleine Säulenansätze gut erhalten, eine davon rekonstruiert. Säulen sind aber untypisch für die Inkazeit. Die Steine sind nur oberflächlich bearbeitet und aus Vulkangestein. Die Anlage ist eher ein Heiligtum der Präinkazeit, man sieht einen Zusammenhang mit der Tiwanaku-Kultur.

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Weiter ging die Fahrt über den Pass La Raya, 4338 m üNN, der gleichzeitig auch Punto Culminante ist, die südamerikanische Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik. Mit der Passhöhe beginnt auch der Altiplano zwischen 3500 - 4000 m üNN. Er zieht sich hin über den Titicaca-See bis nach Bolivien. Es ist ein breites Tal, mit Weiden und immens vielen Rindern - sowie vielen Schulkindern auf dem weiten Heimweg. Die Ebene ist rechts und links meist von sanften und grünen Hügeln gesäumt, und abwechselnd mit schönen, farbigen und schwarzen Felsformationen.
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Zuletzt erreichten wir auf einer "Lochstrecke" noch die Grabtürme von Sillustani, wo wir auf dem über Nacht geschlossenen Parkplatz auf 3840 m üNN übernachten konnten.
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17.06.14 Um 09:00 Uhr begaben wir uns bei - 3,5 °C, aber schon wärmender Sonne, auf den Rundgang. Chullpas sind Grabtürme. Ein Chronist berichtet, dass beim Begräbnis eines bedeutenden Mannes 20 - 30 Lamas verbrannt, Frauen, Kinder und Diener getötet wurden, um dem Toten zu dienen, weitere Personen wurden noch lebend eingemauert. Die meisten Chullpas sind rund. Es war das gleiche Bauprinzip wie beim Sonnentempel in Cusco oder beim Torreón in Machupicchu. Die Eingänge waren normalerweise nach Osten gerichtet, sehr niedrig, in gebückter Haltung war ein Durchgang möglich.
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Neben einem rituellen Platz, dem Sonnenkreis gab es verschiedene Chullpas. Yura Ayawasi - weißes Haus der Toten, aus der Colla-Kultur -, Chullpa mit Rampe, eine quadratische mit 5 m Länge, Inkazeit. Die größte ist Chullpa del Legato, mit Eidechsenverzierung, 12,20 m hoch, Durchmesser unten 6,5 m, oben 7,2 m, mit 5 Stockwerken für die vielen Toten.
Gleich daneben wurde 1971 in 80 m Tiefe ein großer Schatz gefunden, aus 501 Einzelteilen mit insgesamt 3,8 kg Gold, 134 Türkisen und vielen vergoldeten Schmuckstücken, was wir später in Puno im Dreyer-Museum ansehen konnten.
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Auf dem Weg nach Puno gab es schöne Ensembles aus Adobe. In einem Reisebüro buchten wir gleich eine 2-Tagestour zu den schwimmenden Inseln der Uros, nach Amantani mit Übernachtung bei einer Familie und Isla Taquile, alles im Titicaca-See. Im Hotel "Pousada del Inca" hatten wir einen Stellplatz direkt am See mit eigener Dusche, Toilette, Wifi, inklusive hilfreichen Angestellten an der Rezeption.

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18.06.14 Um 08:00 Uhr wurden wir zur Tour abgeholt. Zunächst waren die Islas Flotantes der Uros (schwimmende Inseln) am der Reihe. Sie ziehen sich am Rande des Schilfgürtels (Totoral) des Titicaca-Sees entlang, zwischen Puno und der Halbinsel Capachica. Die Uros sind ausgestorben, Nachfahren versuchen die Kultur zu erhalten, sie nannten sich Kotsums (Seemenschen). Sie galten als wildestes Volk im Inkareich, konnten aber nie unterworfen werden, da sie bei Auseinandersetzungen immer auf ihre Schilfinseln auswichen. Heute leben noch 146 Familien auf verschiedenen Inseln. Es gibt hier eine Schule, ein Gemeindehaus, einen Telefondienst und Fernsehen, betrieben durch Solarzellen.

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Das Totora-Schilf war und ist das Lebenselement der Uro. Damit werden die Inseln gebaut, Schilfhütten und ihre postkartenbekannten Totora-Boote (Balsas). Die Schilfstängel waren neben Fisch- und Vogelfang eine Nahrungsquelle. Die süß schmeckende Ch´ulla-Rispe der Tortora verändert jeden Monat ihren Geschmack, wird gerne gegessen; auch wir probierten und waren überrascht.
Die Lebensweise der Uros ließen sie autark sein.
Bei unserem Besuch erklärte uns unser Guide sehr ausführlich die Bauweise und den Aufbau der Insel, was gleichzeitig auch am Modell demonstriert wurde. Zur Erhaltung der Inseln ist Pflege nötig, ca. alle 6 Monate müssen "Fundamentballen" ausgewechselt werden, da sie sich voll saugen. Das Haupttransportmittel sind die leichten Boote, die Haltbarkeit konnte inzwischen auf drei Jahre verlängert werden, indem Kunststoffschnüre zum Zusammenbinden der Teile das ursprüngliche Bindematerial ersetzten. Heute werden die Boote teilweise durch Motorboote verdrängt. Nach der Besichtigung fuhren wir mit einem Balsaboot zur nächsten Insel, eine neuartige Erfahrung.

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Wissenswertes zum Titicaca-See: Er hat eine Fläche von 8582 qkm (fast 17 x größer als der Bodensee) liegt auf 3810 m üNN und ist somit der höchstgelegene schiffbare See der Erde.
Auf dem Altiplano zwischen Peru und Bolivien (ca. 30 %) gelegen, hat er weder mit dem Pazifik noch Atlantik eine Verbindung. Er ist 195 km lang, 65 km breit und bis zu 304 m tief. Titicaca sind zwei Aymar-Wörter: Titi = Puma, Caca = Fels, also Pumafelsen, der Name der Sonneninsel bei den Aymara.
Mit einer Durchschnittstemperatur vn 10 - 12 °C ist der See doch eine Tropensee, die große Fläche wirkt als Wärmespeicher für den Colloa, die Altiplano-Hochebene um den See. Deshalb gedeihen hier Mais, Gerste, Kartoffeln, Erbsen, Quinoa, wie schon vor 500 Jahren.
Quinoa wird wie Reis gekocht oder zu sehr stärkereichem Mehl verarbeitet. Die Region um den Titicaca-See wird auch als Ursprungsgebiet des Kartoffelanbaus betrachtet. Der Fischreichtum hat durch die wirtschaftliche Nutzung abgenommen. Seit 1937 gibt es auch ausgesetzte Regenbogen- und Lachsforellen.
Ein argentinischer Süßwasserraubfisch lies sogar eine heimische Fischart aussterben.

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