E + F Neumann
Chile Mitte

Chaitén wurde am 2. Mai 2008 um 0:30 Uhr durch den Ausbruch des Vulkans Chaitén zu 40 % zerstört und ganz evakuiert. Erst glaubte man, dass der 35 km entfernte Vulkan Michinmahuida ausgebrochen sei. Bei späteren Untersuchungen fand man heraus, dass der Vulkan Chaitén das letzte Mal vor 9000 Jahren ausgebrochen war und deshalb als erloschen galt. Niemand hatte mit seiner erneuten Aktivität gerechnet. Ein dichter Ascheregen von 20 cm legte sich innerhalb eines Tages auf Chaitén nieder. Teilweise sind noch durch Schlammlawinen zerstörte Gebäude und mit Asche gefüllte Häuser zu sehen. Die Kraft der Naturgewalt hat auch ganze Straßenzüge zerstört und der Fluss schaffte sich durch den Ort ein neues Bett. Die Regierung wollte dann den Ort 12 km weiter nach Santa Barbara umsiedeln. Doch viele ehemalige Bewohner wollten nicht alles aufgeben, kehrten früh zurück und begannen tatkräftig mit den Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau. Erst 2011 lenkte die Regierung ein und nahm auch den Wiederaufbau in Angriff.
Viele Touristen kommen jetzt in den Ort, da von hier der Zugang zum Pumalín Park ausgeht. Er ist etwas Besonderes. Pumalin heißt übersetzt: "Dort, wo der Puma wohnt".


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Die Geschichte des Pumalin Parks:
Douglas Tompkins, ein 1943 in New York geborener, Multimillionär, gründete u. a. die Outdoormarke North Face und war Mitbesitzer der Modefirma Esprit. 1990 verkaufte er für 125 Mill. $ Anteile. Seither sind ökologische Initiativen sein Bestreben. Er kaufte nach und nach Land in Nordpatagonien, jetzt über 550 000 ha. Er hatte zu Beginn wie auch noch heute große Widersacher. Man hielt es nicht für möglich, dass jemand so viel Geld investiert, um "nur" die Natur zu schützen. Der Pumalin Park ist sein Modell nachhaltigen Naturschützes. Ferner gründete er eine Stiftung, die den Park verwaltet und später als Eigentümer übernehmen soll. Die im Park lebenden Siedler hat er anerkannt und unterstützt sie sogar z. B. durch Arbeit in der organischen Landwirtschaft. Für deren Kinder hat er auch eine Schule bauen lassen. Jetzt gibt es gegen ihn eine neue Attacke. Es soll eine Straße mitten durch den Park, inzwischen schon offiziell zum Naturheiligtum deklariert, gebaut werden, was zweifellos die Einzigartigkeit stören würde. Es würde schon genügen, die Piste durch den Park in gutem Zustand zu halten.
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Der erste Teil des Parkes auf der Carretera war auch stark vom Vulkanausbruch betroffen. Ganze Abschnitte mussten neu aufgeschüttet, Brücken repariert werden. Man sieht, wie Aschelawinen die Flussbetten und große Waldstücke zerstörten. Erstaunlich ist aber, wie nach doch relativ kurzer Zeit der Farn, die Pangue-Pflanzen (ähnlich Rhabarber), Bambus und anderes Buschwerk gewachsen sind.

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Wir sind den Pfad zur Caldera ein Stück hochgegangen und konnten den Weg der Zerstörung sehen. Auch der Berg war noch kräftig am "Qualmen". Wir hatten Glück, es schien die Sonne. Doch ab 21:00 Uhr begann es zu regnen, ohne Unterlass, den ganzen nächsten Tag und Nacht.
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Als am nächsten Tag dann endlich aufhörte, begaben wir uns gleich auf den Alerce-Trail. Die Alerce ist eine Andenlärche; sie kann bis zu 4 m dick und 70 m hoch werden. Auf Grund ihres sehr harten Holzes wurde sie gern von Siedlern für Dachschindeln genommen. Jetzt steht sie unter Schutz. Wir sahen eine sehr alte, unglaublich dicke und hohe Alerce.
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Dann, an der Fähre für die Weiterfahrt erfuhren wir, dass das Ticket in Chaiten gekauft werden musste. So ein Mist! 58 km raue Piste wieder zurück, das in 2 1/2 Std. zur nächsten Fähre zu schaffen ist unmöglich. Allein für eine Strecke benötigten wir diese Zeit. Dafür trafen wir am Ticketbüro in Chaiten Karin und Manfred, mit denen wir Silvester in Ushuaia gefeiert haben.
Glück außerdem für uns, da Manfred Profi für PC´s ist und unser Laptop wieder gerichtet hat.
Zusammen übernachteten wir dann im Park. Auf dem Weg dahin konnten wir sogar die Gletscher auf den Bergen ringsherum sehen. Echt schön.
Unsere gebuchte Fähre hatte eine Std. Verspätung. Erst um 22:00 Uhr kamen wir in Quintupeu an, wo wir einfach zwischen den Lkw´s am Straßenrand übernachteten.
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Zur nächsten Fähre nach Puelche war die Carretera wie üblich - staubig. Dritte Fähre und Carretera, auf der gerade ein Radrennen stattfand, bis kurz vor Puerto Montt.

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Im Fischereihafen probierten wir die Spezialität "Curanto" mit Muscheln, Gemüse, Kartoffeln, Wurst und Hähnchenfleisch. Es war etwas trocken und fad. In der Markthalle gab es frischen Salmon, als ganzen Fisch und filetiert, geräucherter Salmon, andere Fische und Muscheln. Außerdem noch Gemüse, Käse und Brot. Wir deckten uns hier entsprechend ein.

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Wir waren über die Qualität des Salmons überrascht, hatten wir doch zu Hause in einem Fernsehbericht über die Massenhaltung und die daraus entstehenden Probleme und Krankheiten gehört. Nachdem auf Grund dessen die ganze Fischzucht zusammengebrochen war, hat man offensichtlich dazugelernt.

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Noch ein Spaziergang über den sehr großen Handwerker Markt, bevor wir weiterfuhren.

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In Calbuco am Strand fanden wir ein idyllisches Übernachtungsplätzchen. Landschaftlich begleitete uns erst noch der Regenwald, wechselte dann zu Weide mit vielen verstreuten Häusern, die Anden immer im Hintergrund. Der Vulkan Calbuco, wie ein ebenförmiger Kegel, schneebedeckt, zeigte sich uns am strahlenden Himmel. Jetzt noch die letzte Fähre zur Insel Chiloé.

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Chiloé ist ca. 150 km lang und 48 km breit. Sie ist nach Feuerland die zweitgrößte Insel in Chile. Sie ist hügelig, Fuchsien leuchtend knallig rot, Wiesen sind mit Blumen übersät. Aber hier fallen übers Jahr verteilt 2100 - 3000 mm Niederschlag, d. h. die Sonne ist rar. Wo einst Wälder standen befinden sich heute sattgrüne Viehweiden und Felder. Gern wird die Insel mit Irland verglichen, dazu kommt noch eine ganz eigene Kultur. Auf Grund der jahrhunderte langen Abgeschiedenheit ist eine Verquickung von kulturellen Elementen entstanden; durch Indianer, spanische Eroberer, jesuitische Missionare und deutsche Einwanderer. Zeugnis geben hierfür die Holzschindel-Kirchen, fröhliche Akkordeonmusik, deftige Gerichte, sogar Märchen von Feen und Trollen. Die Menschen hier leben von der Fisch-, Muschelzucht und Landwirtschaft. Reich werden sie nicht und Stress ist ihnen unbekannt. Ein Sprichwort hier lautet:" Wer sich beeilt, verliert Zeit."

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In Ancud gingen wir ins Kirchenmuseum, wo wir einen Führer über die ins Weltkulturerbe aufgenommenen Holzschindelkirchen bekamen.

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Am nächsten Tag machten wir eine Bootsfahrt zu den Pinguinen. Es waren Magellan- und Humboldpinguine, schwer zu unterscheiden, außerdem sahen wir noch Kormorane und Möven. Weiter ging es dann auf der Piste, die Streckenführung war sehr unterschiedlich, oft steil berauf und bergab, schmal, in Serpentinen.

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Bei der Einfahrt nach Castro sahen wir schon die Palafitas, das sind Stelzenhäuser. Zur Straße hin sehen sie aus wie normale Häuser, sind aber zum Wasser hin auf Stelzen gebaut. So konnten die Fischer bei Flut direkt mit dem Boot unter die Häuser fahren. Bei Ebbe liegt der Strand unter den Häusern trocken. Früher waren es Häuser armer Leute, im kostenlosen Niemandsland zwischen Ebbe und Flut. Heute haben geschäftstüchtige Unternehmer dieses Potential erkannt und daraus teilweise attraktive Boutique-Hotels und Cabanas gestaltet.

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Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kathedrale, auf Chiloé die beeindruckendste Holzarchitektur. Ursprünglich als Betonbauwerk gedacht, wurde das doch preiswerte Baumaterial und in großen Mengen vorhandene Alerceholz verwendet. Mit dünnem Blech wurde das Ganze anschließend verkleidet. Der Innenraum umfasst 1300 qm.
Hier fand gerade eine Messe zum Kirchengeburtstag statt. Kurz hörten wir zu, die Musik fröhlich, wie Walzermusik.

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Danach zum Kunsthandwerkermarkt wo viel Holzschnitz- und Schafwollarbeiten angeboten werden. Am Fischmarkt gönnen wir uns einen Salmonsnack.

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Aus Grund eines Festes war in der Stadt viel los, also trollten wir uns von dannen. Die Stadt ist wie die Palafitos auffallend bunt. Die Häuser, meist aus Schindeln, sind ebenfalls bunt gestrichen.
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Wir fuhren nach Conchi und übernachteten unterwegs an einem Mirador. Die Kirche in Conchi ist Weltkulturerbe. Der Turm ist dreistufig mit blauem Helm, strahlend blau wie heute der Himmel.

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In Dalcuhue war die Kirche wegen Restaurierung leider geschlossen und in San Juan konnte man nur durchs Fenster schauen, weil die geschlossen war. In Tenaún, auch Weltkulturerbe, hatten wir Glück. Die Kirche war innen sehr schön, außen mit zwei blau leuchtenden Türmen, wieder wie der Himmel. Hier übernachteten wir auch.
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Die nächste Kirche war in Colu, in Naturholztönen restauriert und innen sehr schön gestaltet.

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In Aucár, über einen Holzsteg erreichbar, wurde die Kapelle auch gerade restauriert, war ein schön geschmückter Friedhof. Die letzte Etappe der Rundreise ohne Kirche war Quemchi, dafür gab es dort wunderschöne Krabbenempanadas. Jetzt war die Schüttelstrecke vorbei.

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Chiloé war für uns schon etwas besonderes, fast nur strahlend blauer Himmel und warm. Die Kirchentour war interessant, ebenso die bunten Häuser auf der Insel.
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In Puerto Montt konnten wir im hervorragend sortierten "Jumbo" (großer Einkaufsmarkt) unsere Vorräte wieder gut auffrischen. Hier gab es auch freies Wifi, was wir ausgiebig nutzten.
Die Kathedrale als herausragendes und ältestes Gebäude der Stadt ist ein restaurierter Alerce-Bau im Parthenonstil mit Kupferkuppel.
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Vor Puerto Varas konnten wir mit Hilfe der Carabineri den "Senda Nativa Romanhue" am Rio Maullín finden. Hier ist ein privates Natur- und Tierschutzprogramm mit diversen Angeboten, leider war für den nächsten Tag alles ausgebucht, so dass wir nach Puerto Varas auf den Campingplatz ausweichen mussten. Die ganze Gegend ist eingezäunt, freies Campen war nicht möglich.
Puerto Varas ein gefragter Touristenort war zur Hauptsaison überfüllt, so dass wir nur im Schritttempo den Campingplatz erreichten. Dafür hatten wir dann vom Strand aus noch einen schönen Blick auf den Vulkan Osorno.
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Nach einem kleinen Stadtrundgang am nächsten Tag, mit Besichtigung der schönen Kathedrale fuhren wir weiter.

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Frutillar, ein Ort wie ein Freiluftmuseum, mit schön restaurierten Gebäuden, schöner Uferpromenade, mit einem nicht zum Ortssbild passendem Theater, vielen deutschen Speisen- und Kuchenangeboten. Wir begnügten uns mit einem tollen Eis; es war heute sehr heiß.

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Am darauf folgenden Tag besichtigten wir den privaten Naturpark. Bei der Bootsfahrt durch den "Flussurwald", Seitenarme des Rio Maullín, konnten wir die Vögel leider nur hören, aber es war schön, so lautlos dahinzugleiten.
Anschließend wurde uns die Station gezeigt. Kranke oder misshandelte Tiere werden hier her gebracht und später, wenn möglich, wieder in die Natur entlassen. Es gab Pudus (eine ganz kleine heimische Hirschart), Wildkatzen, Pumas, Schafe, Papageien, Pferde; es war echt interessant.

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Auf mehrfache Empfehlung legten wir unsere weitere Tour der chilenischen 7 Seen-Route entlang. Wir begannen am Lago Llanquihue, über Puerto Varas, Ensenada bis kurz vor Puerto Octay, wo wir am Strand nächtigten.
Zum See: Der Lago Llanquihue ist nach dem Lago General Carrera mit 80 000 ha Fläche, der zweitgrößte See Chiles. Seine größte Tiefe beträgt 360 m. 70 m liegt er über NN. Er ist ein großes Freizeitgebiet. Z. Zt. sind Ferien in Chile (Dez. - Febr.) und alle Strände voll, es erinnert sehr an das Spanien seiner Zeit.
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17.2.14 Zum Lagno Puyehue und weiter zu den Thermen Aguas Calientes fahren wir bei trüben Wetter. Die Thermas gibt es in zweifacher Ausfertigung; einmal im Freien, eher für Einheimische, wir zogen die überdachte vor. Nach 2 Std. relaxen gingen wir und die Sonne kam hervor. So konnten wir hier im angeschlossenen Campground Kaffee und Abendessen sogar draußen genießen.

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Den nächsten See, den Lago Blanco, umrundeten wir und genossen die schönen Aussichten. Weniger schön war die Piste, ganz ri-i-i-pi-pi-pi-o-o-ohh. Als kleines Trostpflaster konnten wir dann beim Reifen aufpumpen auf der geteerten Piste eine ganze Schüssel herrlicher Brombeeren pflücken.
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Über Panguipulli sind wir dann am gleichnamigen See, dem größten der 7 Seen, entlang gefahren, mit immer wieder schönen Aussichten. Nach abermals einer schlimmen Ripio (Wellblechpiste) mit extremem Staub, sind wir dann an den Huilio Huilio Saltos (Wasserfällen) und den Puma Saltos (allerdings ohne Puma!) durch wunderschönen Urwald gekommen.
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Nach staubiger Fahrt erreichten wir dann endlich die Termas Geometricas. Am Eingang standen um 16:00 Uhr noch Menschentrauben. Also entschieden wir uns für den nächsten Morgen um 10:00 Uhr. Mit 2 Handtüchern und einem Schüssel für das Kleiderkistchen zogen wir los. Billig war der Eintritt nicht, aber ... Die Termas Geometricas ist einzigartig. Sie liegt an der Ostflanke des Vulkans Villarica. Der chilenische Stararchitekt Germán del Soe hat in einem engen Canyon einen mit schwarzen Felsen und üppiger grüner Vegetation ein originelles Konzept verwirklicht.
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20 verschieden warme Becken werden mit roten Holzstegen verbunden. Die mit Naturschiefer verkleideten Becken haben 35 - 41 °C warmes Wasser. Dazwischen stürzen kleine und am Ende ein größerer Wasserfall herunter. Umkleiden und Schließfächer sind rot; schwarze Häuschen mit Grasdach sind Toiletten. Es gibt eine Cafeteria, überdeckt und als geschlossenen Raum. Schnell bevölkerte es sich, aber es verteilte sich gut. Hier trafen wir ein Pärchen aus Magdeburg. Schnell verging die Zeit. Gemeinsam übernachteten wir noch am See in Conripe.

Der zweite Teil der Sieben-Seenroute folgt im nächsten Bericht.
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