E + F Neumann
Chile 2

22.01.2014 - Der Übergang nach Chile war schnell erledigt. In Chile Chico, einem hübschen Ort, trafen wir Vivi und Flo wieder. Einkaufen war hier etwas schwierig, weil die Auswahl doch recht mager und bescheiden war.
Hier bekamen wir Besuch von zwei Tübingern, die am Rio Cisnes zum Angeln sind. Vielleicht können wir uns ja in Puerto Cisnes sehen.


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Wir aber fahren jetzt erstmal zur Reserva National am Lago Jeinimeni 57 km auf einer engen und teilweise schlechten Serpentinenpiste. Schon auf der Fahrt dahin begeisterte uns die Landschaft, Berge in fantastischen Formen und Farben.
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Nach einer kühlen Nacht fuhren wir dem Lago Jeinimeni entlang zur Laguna Esmeralda, eher offroad, durch Wald, Wiesen und am Strand entlang, aber mit schöner Landschaft.

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Auf dem Rückweg nach Chile Chico machten wir noch Halt am Startpunkt zum Valle Lunar (Mondtal). Nach dem zweiten Anlauf, den ersten durch Graupelschauer und undefinierbare Wegführung gestoppt, haben wir doch noch den anstrengenden Aufstieg, eher über Stock und Stein, das "Tal" erreicht. Die Natur hat sich da in bizarrer Form- und Farbgebung ganz schön ins Zeug gelegt, wirklich sehenswert. Noch einmal eine ruhige Nacht am See, bevor wir sie angehen, die berühmte Carretera Austral.
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Am Lago entlang ist es eigentlich eine Verbindung zur Carretera. Aber sie gehört laut Beschreibung "zu den Schönsten" (damit ist aber nicht der Pistenzustand gemeint) in ganz Patagonien. In vielen engen Kurven geht es 120 km am Steilufer des Sees entlang mit tollen Blicken auf blaugrüne Buchten mit den Gipfeln des patagonischen Eisfeldes dahinter. Auch hier zeigt sich die unglaubliche Fantasie und Vielfalt der Natur, einfach atemberaubend. In Puerto Guardal, einem kleinen Flecken, machen wir erst mal Halt, zum Atem schöpfen und uns zu stärken. Die Fahrt war doch ganz schön anstrengend und staubig.
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Ein Stückchen weiter, in Puerto Tranquillo besuchten wir die "Capillas de Mármol" (Marmorkapellen), wieder Naturspielereien aus Marmor vom Feinsten. Mit dem Boot fahren wir sogar durch eine Höhle, dann entlang der "Cathedral" (Kathedrale) und der "Capilla" (Kapelle).

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Die Kombination aus Farbgestaltung und Formgebung, unglaublich beeindruckend.
Ja, ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist so.
Die Rückfahrt war dann etwas ruppig und feucht.

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Von hier begaben wir uns jetzt auf einer Stichstrasse ins Valle Exploradores. Eine fehlende Brücke am Ende kappt die direkte Verbindung zum San Rafael NP und Gletscher. Die Route zum Nordrand des Patagonischen Eisfeldes vom Lago General Carrera zum Pazifik ist ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Das Tal gehört zu den landschaftlich äußerst vielfältigen und beeindruckendsten Tälern, entlang der gesamten Carretera Austral, das außerdem weitgehend unbekannt ist.

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Zuerst geht es an einen typisch patagonischen Friedhof vorbei. Nach Brandrodungen gelangt man in das enge Tal mit dicht bewaldeten Steilhängen. Hoch oben hängen die Gletscher über, an anderen Stellen stürzen Kaskaden über 100te von Metern über den Abhang hinunter. Unten windet sich der grün schäumende Fluss durchs Tal. Der Schutzschild des Eisfeldes endet hier und die feuchte, pazifische Witterung lässt den Wald immer dichter wuchern. Es war mal wieder Foto- und Filmtime total, außerdem leuchteten Fingerhut und Fuchsien am Wegesrand.

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Bei km 44 (so sind hier oft die Ortsbeschreibungen) machten wir Halt bei Katrin und Thomas. Sie haben hier "Campo Alucaluf" (früher ein Indigenenstamm) eine Herberge gebaut, ganzjährig geöffnet, offen für alle, die einfach hier vorbeikommen, wie z. B. wir. Zu Essen gibt es Hausmannskost, die wir auch genossen haben.

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Unterkunft in Cabanas (in kleinen Hütten), auf dem Zeltplatz oder im Womo. Strom wird durch ein selbstgebautes Wasserkraftwerk mit 10 000 Watt geliefert. Es war sehr interessant, ihre "Geschichte" hier zu erfahren.
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Die unvollendete Brücke wollten wir uns noch anschauen. Die Piste dahin war genauso Schlagloch gepflastert und ruppig, wie von Anfang an.
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Wir passierten den Lago Bayo und begaben uns auf einen Wanderpfad durch einen zauberhaften Regenwald mit Riesenfarnen und Schlingpflanzen zum Aussichtsturm mit dem Panorama des Grosse-Gletschers, der sich gleich einer Riesenschlange vom Patagonischen Eisfeld herab schiebt, endend in einer riesigen Endmoräne. Hier gaben sich zwei Andenkondore die Ehre und zogen über uns ihre Kreise.
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Jetzt hoppelten wir wieder zurück nach Puerto Tranquillo, die Piste war heftig und staubig, wie die Carretera auch. Danach fanden wir einen ruhigen und schönen Übernachtungsplatz in Bahia Murta am Lago General Carrera.
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26.01. Eckhards Geburtstag, das musste doch wenigstens mit einem Glas Sekt zum Frühstück gefeierte werden. Nein, auch die Natur lieferte dazu ein Geschenk mit einem wunderschönen kräftigen Regenbogen, nach dem es die ganze Nacht geregnet hat. Danach fuhren wir bei wechselhaften Wetter die Carretera bis Villa Cerro Castillo weiter, wie gehabt, mehr oder weniger gut, kurvenreich und eng, aber... nicht staubig. Kurz vor Cerro Castillo fuhren wir an dem abgestorbenen Wald im Flussbett vorbei. Nach dem Vulkanausbruch 1991 hatte sich die Lavaasche hier breit gemacht und die Zerstörung nach sich gezogen.

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Der Cerro Castillo, der höchste Berg hier, meist in Wolken, zeigte sich später ganz voller Stolz. Von Cerro Castillo machten wir einen Abstecher nach Puerto Ibanez, zum Wasserfall des Rio Ibanez.
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Wieder zurück in Cerro Castillo war die Carretera dann geteert, welch eine Wohltat. In vielen Windungen fuhren wir weiter, bogen vor Coyhaike ab zum Übernachten am Lago Pollux.
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Bei 2° C und leicht bewölkt, ging die Fahrt am nächsten Morgen am Lago Castor vorbei nach Coyhaike, in einer Landschaft wie im Allgäu, nur im Hintergrund teils schneebedeckte, teils farbenprächtige Berge.

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Coyhaike ist eine gemütliche Stadt, alles zu Fuss zu erreichen. Hier konnten wir auch wieder vieles erledigen, Internet, telefonieren, Wäsche waschen, zum Frisör gehen und bei den "Bomberos" (Lokal der Feuerwehr) essen, wo auch die Einheimischen hingehen. Zum Schluss besuchten wir am Simpson River den "Piedra del Indio", ein Felsvorsprung wie ein Indiogesicht.

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Auf der Weiterfahrt nach Puerto Cisnes erwischte uns der Regen. Am Fluss übernachteten wir, es regnete die ganze Nacht durch und hörte auch bei der Weiterfahrt den Rio Cisnes hinauf nicht auf. Nach 40 km auf schlechter Piste kehrten wir dann um. Nach einer weiteren Regennacht am Fluss, kam bei der Weiterfahrt nach Puerto Cisnes endlich mal wieder zeitweise die Sonne durch die Wolken.
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Puerto Cisnes ist ein kleiner Ort mit vielen bunten Häusern. Es gibt zwar eine Bibliothek mit Wifi, aber kein öffentliches Telefon. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz wurden wir am Strand, sogar ein öffentlicher Badestrand, fündig. Bei der Unterhaltung mit einem Rettungsschwimmer erfuhren wir, dass ab morgen das jährliche Fischerfest beginnt und es hier Cordero (Lamm gegrillt) gibt. Ja, da müssen wir doch hier bleiben.
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Bei wechselhaften Wetter am nächsten Morgen ab 10:00 Uhr dann geschäftiges Treiben. Vorbereitung zum Cordero Asado, fünf Lämmerhälften wurden aufgespannt, ans Feuer gestellt zum Grillen. Um 14:00 Uhr holten wir uns dann auch eine Portion vom Lamm, gingen aber ins Womo zum Essen, da es kräftig regnete. Welche Überraschung, es kamen doch später die beiden Angler Olga und Gerhard (getroffen in Chile Cico) vorbei.

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Großes Spektakel um 16:00 Uhr. Ein Holzhaus wird per Menschenkraft am Strand entlang zum Wasser gezogen.
Bei dieser Gaudi trafen wir auch zwei Schweizer, Maria und Hans Jörg, die schon länger unterwegs sind. Für morgen 12:00 Uhr machten wir einen Treffpunkt zum Fischessen in der Turnhalle aus. Bis 15:30 Uhr unterhielten wir uns hier, es gab auch Musik und Tanzvorführungen.
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Dann kam des Spektakels zweiter Teil: Bei Flut wird das Haus übers Wasser zum Hafen geschleppt, dort wieder ans Land gebracht und auf Holzkufen durch die Stadt bis zum Bestimmungsort gezogen, wo es an die ausgewählten neuen Besitzer verschenkt wird.
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Anschließend übernachteten wir an der Uferpromenade in der Stadt. Der Regen zieht mal wieder in Bahnen herunter. Wir verabschieden uns von den beiden Schweizern, fahren weiter im Regen zum Queulat NP.

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Am Mittag wurde es tatsächlich besser und wir konnten den Ventisquero Colgante (Hängegletscher) doch tatsächlich in voller Größe und Ausstrahlung fotografieren. Im Park selbst konnten wir vom Mirador (Aussichtspunkt) den Gletscher nochmals ganz nahe sehen, den Trail zur Laguna Témpanos und einen anderen kurzen Rundgang machen, mit Regenpause passend zur Kaffeestunde.
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Der NP Queulat ist seit 1983 ein Schutzgebiet. Er enthält Urwälder mit herrlichen Farn- und Lianengewächsen, mit Bambus und Pangue-Pflanzen. Sie sind eine Besonderheit. Sie ähneln unserem Rhabarber, ihr Stiel, Nalca genannt, wird auch wie unser Rhabarber gekocht und gegessen. Die Blätter sind nur viel größer, sie erreichen Regenschirmformat! Der Park zieht sich in verschiedenen Höhenstufen vom Meer, dem Canal Puyuhuapi und dem Seno Ventisquero hinauf bis auf 2225 m.
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Die Carretera war heute ausgesprochen schlecht, oft Loch an Loch schüttelte sie uns ganz schön durch. Aber die Landschaft war sehr schön. Der Regenwald, wie oben beschrieben, mit gletscherbesetzten Bergen. (3.2.) Auch am nächsten Morgen hat uns der Regen fest im Griff, ebenso die schlechte Carretera. Wir erfreuten uns aber trotzdem am pazifischen Regenwald mit den vielen Fuchsien und Fingerhüten am Wegesrand.
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Puyuhuapi war als Bilderbuchort deklariert. Wir haben es nicht mehr ganz so empfunden. Die Plaza mit Rosen und blauen Hortensien sah aber ganz nett aus. Der Ort wurde von deutschen Siedlern vor dem 2. Weltkrieg gegründet. Die weitere Besiedelung wurde aber durch den Krieg verhindert. Das Café Rossbach, die Empfehlung schlechthin, war heute leider geschlossen, freuten wir uns doch auf einen leckeren Kuchen.

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Ab Junta Richtung Raúl Marin Balmaceda ging es am Rio Palena entlang, ein richtig großer, breiter Fluss. Es gab Weiden mit Kühen, Schafen und richtige freilaufende Hausschweine, die nach alter Manier in der Erde wühlen konnten. Eine Fähre kurz vor dem Ort, brachte uns auf die andere Flussseite. Der Ort ist klein, auf sandigen, löchrigen Pisten hoppeln wir zum Strand. Dort sollten uns weiße Dünen und Delfine erfreuen, aber es regnete nur. Vielleicht, ja vielleicht wird es morgen besser, weil ... es sollte hier sehr schön sein.

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Leider, leider, regnete es die ganze Nacht durch und es ging weiter so. Außer, dass an vielen Stellen an den Berghängen Wasser in Bächen herunter kam, sahen wir auch nicht mehr als gestern. Dieser Ausflug fiel buchstäblich ins Wasser.
Die Carretera bis Puerto Cárdenas war schrecklich, fast alles Baustelle mit heftigen "Schallplattenrillen", löchrig, einspurig, mit großen Steinen als Belag und... Regen, Regen.

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Im Gegensatz zu den Radfahrern ging es uns doch erheblich besser. Am Lago Yelcho bei Puerto Cárdenas übernachteten wir unter der Hängebrücke, kein Regengeklappere auf dem Dach. Bei etwas besserem Wetter fuhren wir am nächsten Morgen weiter bis Chaitén auf geteerter Straße, welche Wohltat!

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