E + F Neumann
Antarktis 2

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Überraschung zum 13.12., es hat geschneit, ca. 4 cm. Schneeschippen an Deck war angesagt. Wir fahren zur Goudier Insel auf Curverville Island.
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Sie liegt im Errera-Kanal, einer malerischen engen Wasserstraße zwischen Ronge Island und der Arctowski Halbinsel auf dem antarktischen Festland. Sie ist nach ihrem Entdecker, einem Professor der Belgica Expedition benannt. Die herrliche Landschaft war gespickt mit vielen Eisbergen, groß und klein.

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Bei unserem Ausflug war es sonnig und windstill, daher sehr warm. Der Schnee infolge dessen weich und es war anstrengend zu gehen, da man einsank, teilweise bis zu den Knien, aber letztendlich war es doch die Mühe wert.

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Es gab unterwgs auch die Möglichkeit zu Kajaktouren. Heute lud Wetter und ruhige See dazu ein.

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Nun die Empfehlung die Durchfahrt durch den Neumeyer Kanal doch vom Außendeck zu genießen. Es war einfach toll, auch die Sonne erfreute sich und uns. Neben den vielen Gletscherabbrüchen waren auch "Blinde Passagiere" auf den treibenden Eisbergen zu sehen.

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Port Lockroy auf der Goudier Insel war das neue Ziel. 1941, während der Operation Tabarin, errichteten die Engländer zwei Stationen im Bereich der antarktischen Halbinsel, um feindliche Schiffsbewegungen zu sehen und um alte Treibstoffdepots zu eliminieren. Port Lockroy war die Station "Base A" und Deception Island in der Wahlers Bay "Base B". Wohl etwas einfallslos. Wahrscheinlich hatten sie ihre ganze Fantasie verbraucht, als sie die Operation doch wirklich nach einem Pariser Nachtklub benannten, kurios.
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Der Antarctic Heritage Trust hat 1996 das Ganze renoviert und die "Base A" ist seither ein "Renner", d.h. eine der meist besuchten Plätze auf Goudier Insel. Heute ist hier ein Museum zu besichtigen, in dem es noch aussieht wie vor 50 Jahren. Hier angeschlossen ist noch eine Poststelle und ein Souvernierladen. Es war ganz interessant.

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Der Tag endete mit einer Frucht- und Eisschnitzshow der exzellenten Küchenmannschaft. So war Freitag der 13. ein Glückstag.
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Die Rosen auf der Torte wurden aus Marzipan geformt.
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Nach der Show wurden um 23:00 Uhr einige zum "Eiscamping ausgelagert". Viel Zeit zum Schlafen hatten sie allerdings nicht (SU 23:08,SA 03:51 Uhr)

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Bei schönem Wetter, windstill bei + 2°, gleiten wir in der Andvordbucht nach Neko Harbour. Diese Bucht schneidet tief in die Küste der antarktischen Halbinsel ein. Zum Weddellmeer sind es nur noch 50 km. Von allen Seiten ist man umrahmt von Bergen und Gletschern der antarktischen Halbinsel. Im antarktischen Sommer zeigt sich die malerische Bucht reich an Tierleben und voller abgebrochener Eisberge. In Neko Harbour betreten wir antarktisches Festland.
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Ein schweißtreibender Aufstieg an Eselspinguin-Kolonien vorbei, bescherte uns dann einen herrlichen Ausblick.

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Am Nachmittag hat es sich bewölkt, also nicht mehr so heiß bei unserer Anlandung auf der argentinischen Station Almirante Brown; sie liegt auf dem antarktischen Festland in der Paradiesbucht. Die Station wurde nach einem irischen Einwanderer, William Brown, benannt, der zum argentinischen Nationalhelden wurde und als Vater der argentinischen Marine gilt. Die Station ist seit den letzten Jahren geschlossen.
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Die Eselspinguine waren aber zur Besichtigung freigegeben. Mit den Polarcircle-Booten fuhren wir noch zu einer in der Steilwand brütenden Kormoran Kolonie.
Am Abend war "argentinisches Buffet" angesagt.
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Heute war früh aufstehen für den Lemaire Channel vorgeschlagen. Der Kanal wurde erstmals 1873 von Eduard Dallmann gesichtet, aber erst 1898 von Adrien de Gerlach durchquert und kartiert. Genannt aber wurde er nach einem Belgier, Charles Lemaire, der den Kongo! erforschte. Der Kanal ist 11 km lang und an der schmalsten Stelle 1,6 km breit. Es war 06:00 Uhr morgens, etwas nebelig, dennoch waren die "Aussichten" wunderbar. Es gab sehr viel Eis und der Kapitän musste ganz schön Schlangenlinie fahren, um sich durchlaborieren zu können. Hinter uns folgten zwei Schiffe unserer Fahrrinne. Etwas weiter entfernt von der Vernadski-Station erfolgte dann erstmal ein Versuch, ob es mit den Polarcircle Booten möglich war, die Station zu erreichen.

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Info zur Station: Im Jahre 1947 erreichten die Briten "Base F" auf der Winterinsel in den Argentine Island, wo eine Hütte der früheren British Graham Land Expedition stand. 1954 wurde die Station verlegt und Faraday genannt. Zusammen mit der Halley Station wurde auf Faraday das riesige Ozonloch über der Antarktis entdeckt. Doch neben der Forschungsarbeit fanden die Stationsmitglieder die Zeit, die schönste Kneipe südlich von 60° zu bauen, mit Billardtisch und Dartboard. 1996 wurde Faraday an die gerade unabhängig gewordene Ukraine übergeben und in Vernadskiy umbenannt. Sie halten britische Tradition und Andenken aufrecht und betreuen auch die ursprüngliche Hütte. Die Ukrainer gehören zu den wenigen Stationen ohne Gebietsansprüche, die sogar einen Postservice anbieten.
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Wir hatten Glück. Die Fahrer der Polarcircle Boote bewiesen ihr Können und brachten uns sicher durch das mit Eisschollen überzogene Meer zur Station. Der Weg war etwas länger als sonst, für uns doch spannender. Unweit von uns setzte sich ein fantastisches Gebilde von Eisberg in Szene.

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Mit der Station erreichten wir auch den südlichsten Punkt unserer Reise. Zum Vergleich: SA 03:46, SU 23:57 Uhr. in der Station wurden wir zuerst von Adelie-Pinguinen empfangen. Dann gab es eine Führung durch die Station, sehr aufschlussreich.

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Zum Schluss landeten wir an der Bar, wo es kleine Häppchen gab und wunderbaren, selbsgebrannten Vodka.

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Die Rückfahrt ging wieder durch den Lemaire Channel, diesmal bei herrlichstem Wetter. Es war traumhaft.

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Auf der einen Seite spiegelten sich die Felswände und Hängegletscher der Booth Insel im klaren und ruhigen Wasser, auf der anderen Seite die antarktische Halbinsel.
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Heute gab es ein norwegisches Abendbuffet. So nach und nach wurde das Schiff weihnachtlich geschmückt. Am Eingang zum Restaurant ein wunderschönes Weihnachtshäuschen aus Kuchen, Marzipan und Schokolade.
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Nach diesem traumhaften Tag mit dieser unglaublich schönen Naturkulisse, hatten wir dann auch eine frühe, sonnige, etwas windige Einfahrt nach Deception Island.
Info: Deception Island ist eine Vulkaninsel, deren Caldera einen natürlichen Hafen bildet, auch bekannt als Port Foster. Neptuns Blasebalg, eine 200 m breite Bresche in der Kraterwand, bildet den Zugang. Es bleiben aber eigentlich nur 100 m zum Navigieren übrig, da die linke Seite unpassierbar ist und genau in der Einfahrtmitte ein Felsriff liegt. Aber für die Fram-Crew kein Problem.

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Gleich danach ist "Whalers Bay" zu sehen. 1905 lagen hier schon Walfangschiffe und zwischen 1912 - 1931 arbeitete die Walfangstation Hektor. 1941 wurde die britische "Basis B" errichtet. Doch alles wurde hier 1969 während des Vulkanausbruchs von 1967 - 1969 durch eine Schlammlawine zerstört, ebenfalls die chilenische Station. Heute gibt es 2 arbeitende Stationen hier.


Schon bei der Anlandung dampfte das Wasser, es war sogar ein bisschen wärmer, und Teile des schwarzen Strandes. Auch Teufels-, nein Schwefelduft, lag in der Luft. Statt der großen Bergbesteigung zogen wir mehr die Ufernähe vor, um die Weddellrobben, Pinguine (zum xten Mal) und Dominikanermöven zu betrachten, ebenso die zerstörte Station in Augenschein zu nehmen.
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Schon bei der Anlandung dampfte das Wasser, es war sogar ein bisschen wärmer, und Teile des schwarzen Strandes. Auch Teufels-, nein Schwefelduft, lag in der Luft. Statt der großen Bergbesteigung zogen wir mehr die Ufernähe vor, um die Weddellrobben, Pinguine (zum xten Mal, aber immer wieder begeisternd) und Dominikanermöven zu betrachten.
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Die zweite Anlandung auf Deception Island, Standcomb Cove in der Telefon-Bay, ist gleichzeitig die letzte der Reise. Es ist eine schöne Kraterlandschaft mit herrlichen grünen Kraterseen und interessante, teils mit Schnee gemusterte Berge. Von oben gab es einen schönen Rundumblick. Neben der Anlandungsstelle lagen ganz faul 2 Weddellrobben und eine Krabbenfresserrobbe.
Nach dem philippinischen Abendbuffet gab es zur Unterhaltung eine Show der Mannschaft, mit viel Enthusiasmus vorgetragen, es war ganz amüsant. Kurz vor Mitternacht war es noch hell, das ist einfach schön.

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Nach dem Verlassen von Deception Island geht es in Richtung Drake Passage. Es folgen zwei Tage auf See bis zur Rückkehr nach Ushuaia. Die Drake Passage empfängt uns mit ruhiger See, normalerweise ist sie doch eher rau und stürmisch.
Schon früh schwimmen viele Wale, wir sind jetzt im Konvergenz-Ringwasser, ums Schiff. Der Kapitän stoppt hierfür für eine Stunde das Schiff zu deren Beobachtung. Den ganzen Tag über gibt es noch viele Sichtungen, immer über Lautsprecher mitgeteilt. Ich genoß sie diesmal ohne "Fotografierstress".
Es gibt aber auch noch Zeit für Vorträge. So hören wir z.B., dass die Tiefdruckgebiete wie auf einer breiten Autobahn um den antarktischen Kontinent sausen. Zwischen dem 50. und 70. Breitengrad führt ihr Weg in freier Fahrt nach Osten und somit auch durch die Drake Passage und an Südgeorgien vorbei. Ushuaia lassen sie auch nicht links liegen. Diese Luftveränderungen bringen Wind und Wellen auf Hochtouren. Gott sei Dank ließen sie für uns die Drake Passage aus.
Am Abend gab es noch ein Abschlussquiz, lustig wurde abgefragt, was in den Vorträgen alles abgehandelt wurde.
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Der letzte Reisetag ist angebrochen, bei ruhigem Meer, bewölkt und + 4°. Deshalb legte der Kapitän die Route bis auf 3 Seemeilen an Kap Hoorn heran. Vorher lud er zu einem Abschieds-Cocktail ein.
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Danach, passend zu Kap Hoorn, wurde es doch noch etwas stürmischer und der Wind peitschte die Gischt über das Schiff. Aber irgendwie war es toll, sicher hier in diesem Gewässer unterwegs zu sein.
Kap Hoorn: Die Umrundung Kap Hoorns, einer der größten Schiffsfriedhöfe weltweit, ist für alle Seeleute eine besondere Passage. 1616 wurde Kap Hoorn durch die Holländer Jakob Le Maire und Willem Schouten entdeckt. Sie benannten es nach ihrem in Puerto Deseado an der Patagonischen Küste versehentlich ausgebrannten Schiff "Hoorn". Die Insel Hoorn, deren südlichste Spitze das berühmte Kap bildet, ist nur 8 km lang. Das Kap selbst ist 424 m hoch, mit auffälligen schwarzen Felswänden im oberen Bereich.
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Ein großes abstraktes Denkmal stellt einen Albatros im Flug dar. Es erinnert an die Seeleute, die hier umkamen. Ein Gedicht von Sara Vial ist auf Metallplatte an der Basis eingraviert.
"Ich bin der Albatros, der am Ende der Welt auf dich wartet.
Ich bin die vergessene Seele der toten Seefahrer,
die über die Weltmeee kamen, das Kap Hoorn zu umschiffen.
Aber sie starben nicht in den tosenden Wellen.
Sie fliegen heute auf meinen Schwingen der Ewigkeit entgegen
mit dem letzten Aufbrausen der antarktischen Winde".

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Nach dem Abendessen noch eine letzte gemütliche Runde in unserer sich gefundenen Gruppe.

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Am 19.12.13 liefen wir gegen 07:00 Uhr wieder in Ushuaia ein. Nach dem frühen Frühstück und der letzten Verabschiedung fuhren wir um 8:30 Uhr mit dem Bus aus dem Hafen, nahmen ein Taxi und fuhren hoch zum Andino-Camping, wo unser WoMo auf uns wartete.
Fazit: Es war eine außergewöhnliche Reise in einen von der Natur speziell geprägten Teil der Erde, der 6. Kontinent. Die Gletscher, aneinander aufgereiht, hochgetürmt oft bis in die Bergspitzen. Dann die Formen, Größe und Farben der Eisberge; die von ganz Nahem zu sehen beim Vorbeigleiten oder mit dem Polarcircle-Boot zwischen Eisschollen durchzufahren. Und dann die Tierwelt, Pinguin Kolonien der verschiedensten Arten, Robben, Seeelefanten, ebenso Kormorane, Seevögel, Gänse und Enten. Besuch von Forschungsstationen, der erste Eindruck nicht ungemütlich, aber für ein Jahr, d.h. auch lange Zeit in totaler Finsternis und extremer Kälte. Natürlich auch die Vorträge von der Expeditions-Crew, kompetent, verständlich vorgetragen und sehr informativ, passend zu jedem Landgang.
Und last but not least: Die Verpflegung; Sie bedeutete: Mut (und Kraft) zur Lücke, um nicht am Ende als Kügelchen von Bord zu gehen. Unsere zusammengefundene Gruppe zeichnete sich durch großen Spaßcharakter aus und bescherte uns viele lustige Stunden.
Zum Schluss noch ein Wort bzw. Gedanke zur Antarktis: Die Existenz des Südkontinents war schon seit den Zeiten von Aristoteles bekannt. Doch erst 1820 sichtete der erste Mensch die Antarktis. Vorher von Mythos umgeben, war ab dem Zeitpunkt der Entdeckung gleichzeitig die Zeit der Plünderungen von Ressourcen eingetreten. Erst die Robben, dann die Wale, was wird als nächstes kommen und Zerstörung bringen? Zerstörung eines schützenswerten Kontinents, der voll ist von traumhafter Natur, der in seiner Ursprünglichkeit erhalten werden sollte, auch für die Achtung der Menschen, die ihr Leben gegeben haben für die Erforschung eines so unwirtlichen, aber auch unglaublich faszinierenden Kontinents.
Wer die Antarktis gesehen und erlebt hat weiß, dass es ein "Muss" ist, sie zu schützen.
Ja, dieser Reisebericht ist doch ausführlicher als sonst. Aber die speziellen Infos, die uns vom Expeditionsteam gegeben wurden, wollte ich doch zum intensiveren Verständnis eingeflochten haben, für alle, denen dieser Kontinent genau so unbekannt ist, wie er für uns vorher war.
Für alle, die mit uns die Reise erlebt haben, kann es vielleicht wieder schöne Erinnerungen hervor rufen.

Viel Spaß beim Lesen.


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